Obstanbau in Hessen
Was Hessens Obstbauern leisten und warum Hessenobst so gut ist.
Was Hessens Obstbauern leisten und warum Hessenobst so gut ist.
Hessische Obstbaubetriebe bauen mit viel Leidenschaft leckere Früchte an. Äpfel, Erdbeeren, Kirschen, Birnen, Zwetschgen sowie andere Beeren und Steinobstarten gehören zu ihren wichtigsten Kulturen. Du willst wissen, was Hessens Obstbauern leisten und wie sie die Qualität ihrer Früchte sicherstellen? Dann klick dich durch die Fragen und Antworten rund um den Obstanbau in Hessen. Du erfährst Spannendes über die Arbeit in hessischen Obstanlangen.
Beerensträucher gehören wie Obstbäume zu den sogenannten sommergrünen Gehölzen. Sie verlieren im Herbst die Blätter und legen quasi eine Winterpause ein. In dieser Zeit überwintert der grüne Blattfarbstoff, das sogenannte Chlorophyll, in Wurzeln, Stamm und Ästen – bis er sich im Frühjahr, wenn es wieder länger hell ist, über die austreibenden Knospen in die neuen Blätter verteilt. Dort wandelt der Stoff das Sonnenlicht in Energie um, die die Pflanze zum Wachsen und für die Fruchtbildung benötigt.
Sonnenbrand bei Äpfeln, aber auch bei Zwetschgen und einigen Beerenarten, ist ein relativ neues Problem im Obstanbau und Folge der zunehmenden Klimaveränderungen. An sehr heißen und windstillen Sonnentagen kann das Fruchtfleisch so heiß werden, dass sich die Schale braun verfärbt. Derart geschädigtes Obst beginnt schnell zu faulen oder zu schimmeln. Für die hessischen Obstbauern ist das ein neues wirtschaftliches Risiko.
Erdbeerpflanzen sind ein- bis zweijährig. Je nach Sorte wird jedes Jahr oder all zwei Jahre neu gepflanzt – und zwar im Juli und August. Dazu werden zunächst neue Dämme gefräst und mit schützender Folie überzogen – damit der Boden nicht erodiert, die Feuchtigkeit besser hält, das Bodenleben verbessert und das Unkrautwachstum verhindert wird. Dann werden die jungen Erdbeerpflanzen in die Dämme gesetzt. Die Nutzung der schützenden Folie spart Wasser und Pflanzenschutzmittel bei der weiteren Pflege.
Im zeitigen Frühjahr nehmen Obsterzeuger Bodenproben und analysieren den Nährstoffgehalt. Je höher der Ertrag einer Obstbaumplantage im Vorjahr war, desto mehr Nährstoffe müssen dem Boden zurückgegeben werden. Geschieht dies nicht, würde der Boden verarmen und die Bäume schlechter wachsen sowie anfälliger für Krankheiten werden. Außerdem würde ein Nährstoffmangel zu einer schlechteren Fruchtqualität führen.
Die Folien nehmen den Erzeugerinnen und Erzeugern viel Arbeit ab. Vor allem im Erdbeeranbau sind sie kaum noch wegzudenken. Durch die Abdeckung mit Folie sind die Kulturen vor Schädlingen geschützt, außerdem unterdrückt die Folie das Unkrautwachstum. So muss nicht mühsam von Hand gezupft werden und es sind weniger Unkraut- und Schädlingsbekämpfungsmittel notwendig. Außerdem halten Folien die Feuchtigkeit im Boden. Das reduziert den Bewässerungsaufwand und fördert das Bodenleben. Ohne Folien könnten viele Betriebe am Markt nicht bestehen, denn mithilfe des Folieneinsatzes können sie preisgünstiger produzieren und bereits früher ihre Erdbeeren anbieten. Unsere heimischen Erdbeerbauern stehen im Wettbewerb mit Erzeugern aus wärmeren Ländern, die nicht nur früher ihre Ernte bei uns verkaufen, sondern wegen niedrigerer Lohnkosten auch günstiger anbieten können. Die hessischen Obstbauern gestalten den Folieneinsatz so umweltverträglich wie möglich. Dazu gehört die langjährige Nutzung genauso wie ein fachgerechtes Entsorgen und Recyceln, damit die Folie nach ihrer Verwendung nicht in der Umwelt verbleibt, sondern der Kreislaufwirtschaft zugeführt wird.
Mithilfe der Folientunnel können die klimatischen Bedingungen so angepasst werden, dass die heimischen Erdbeerpflanzen und Beerensträucher mindestens vier Wochen früher Früchte tragen. Das ermöglicht es uns, je nach Witterung bereits Ende April oder Anfang Mai hessische Erdbeeren zu genießen. Außerdem bieten Tunnel den Obstbauern mehr Planungssicherheit, denn hier sind Pflanzen und Früchte vor widrigen Wettereinflüssen geschützt. Das hat auch weniger Probleme mit pilzlichen Krankheitserregern zur Folge, sodass kein oder nur ein minimaler Einsatz von Pflanzenschutzmitteln nötig ist. Die Tunnel sind viele Jahre im Einsatz. Nach sieben bis acht Jahren werden sie fachgerecht entsorgt und recycelt.
Hessens Obsterzeugerinnen und -erzeuger gehen sehr sparsam mit Pflanzenschutzmitteln um und nutzen sie nur dann, wenn es wirklich nötig ist – zum Beispiel, wenn pilzliche Krankheitserreger wie Apfelschorf oder Schädlinge wie der Apfelwickler drohen. Um im Bedarfsfall schon früh die richtige Pflanzenschutzmaßnahme zu ergreifen, werden Bäume und Sträucher während der Saison regelmäßig genaustens kontrolliert. Den je früher ein Schadfall reguliert werden kann, desto weniger Pflanzenschutzmittel sind nötig – und das spart Ressourcen und schont die Umwelt.
HLEO ist die Abkürzung für den Hessischen Landesverband für Erwerbsobstanbau. Er vertritt über 60 Betriebe, die leckeres Hessenobst anbauen. Wer mehr über die Verbandsarbeit wissen möchte, schaut hier: Startseite – Hessischer Landesverband für Erwerbsobstbau e.V. (obstbau-in-hessen.de)
Ob Erdbeeren, Äpfel, Birnen, Kirschen, … – Obst ist empfindlich und bekommt schnell Druckstellen, die zu Qualitätseinbußen und raschem Verderb führen können. Deshalb ist die Ernte mühsame Handarbeit, wenn die Früchte als Tafelobst verkauft werden. Mostobst zur Weiterverarbeitung wird teilweise gerüttelt.
Äpfel lagern in einer kontrollierten, gesteuerten Atmosphäre, die die Stoffwechselprozesse im Apfel verlangsamt. Dadurch bleiben Frische, Geschmack und Inhaltsstoffe länger erhalten. Mittlerweile ist die Lagertechnik so weit entwickelt, dass sie – meist auch in Verbindung mit einer eigenen Stromerzeugung auf dem Betrieb – weniger CO2-Emmissionen verursacht als der Import von Frischware aus fernen Ländern.
Reifes Obst am Wegesrand sieht zum Anbeißen aus! Aber nicht überall ist Pflücken erlaubt. Erwerbsobstbauern ärgern sich, wenn Spaziergänger im Vorbeigehen ihre Früchte naschen – sie verdienen mit dem Obst ihren Lebensunterhalt. Noch schlimmer ist, wenn Anlagen im großen Stil mit krimineller Energie abgeerntet werden. Zäune helfen leider nur bedingt. Sie sind außerdem teuer und dürfen nicht überall stehen – zum Beispiel sind feste Einfriedungen in bestimmten Naturschutzgebieten verboten.
Hier dürft ihr Naschen: Wenn Baumbesitzer mit der Ernte nicht hinterherkommen, markieren sie die Obstbäume mit einem gelben Band. Hier darf kostenlos und ohne Rücksprache gepflückt werden – damit die leckeren Früchte nicht verrotten.
Oft sinkt die Temperatur im Frühjahr noch einmal unter null Grad, wenn die Obstbäume bereits in der Blüte stehen. Um sie vor Frost zu schützen und später Ernteausfälle zu vermeiden, besprühen manche Obstbaubetriebe die Bäume mit sehr feinen Wassertröpfchen. Der gefrierende Nebel bildet eine Schutzschicht um die Blüten. Aufgrund der sogenannten Erstarrungswärme kann darunter die Temperatur nicht unter den Gefrierpunkt fallen, sodass die Blüten keinen Schaden nehmen. Man nennt das Frostschutzberegnung. Eine andere Möglichkeit ist das Schließen der Hagelnetze, sofern welche vorhanden sind, um die aufsteigende Wärme des Bodens zurückzuhalten. Manche Betriebe zünden Frostschutzkerzen in der Anlage an, um die Temperatur anzuheben.
Auf modernen Obstanlagen produzieren Erzeugerinnen und Erzeuger schmackhafte Früchte als Tafelobst für den Direktverzehr. Hier wachsen eher niedrigstämmige Bäume, damit die Ernte weniger mühsam ist. Die Bäume stehen enger beieinander und haben in einer Anlage ungefähr das gleiche Alter. Sie werden je nach Sorte nach etwa 15 bis 20 Jahren gefällt und neu angelegt.
Auf Streuobstwiesen stehen verschiedene Obstarten (Hochstämme) in weiträumigen Abständen auf einer Wiese verstreut. Hier gibt es unterschiedlich alte und große Bäume. Der Ertrag steht nicht im Vordergrund. Die Ernte ist meist für die Verarbeitung von Saft und Wein gedacht.
Im Normalfall werden Obstbäume in der Vegetationsruhe im Winter geschnitten. Hier nimmt der Obstbauer die wichtigsten Korrekturen zur optimalen Erziehungsform vor. Es werden in der Regel zu starke bzw. zu steile Triebe entnommen und auf querstehende Äste abgeleitet um kein Wachstum sondern Fruchtknospen zu fördern.
Zusätzlich wird bei starkem Neutriebwachstum in der Vegetation nach Triebabschluss ein sogenannter Belichtungsschnitt ausgeführt, um die Ausfärbung der Früchte und die Blütenknospenentwicklung auch im Inneren der Bäume zu fördern.
Der Schnitt ist entscheidend, um die Bäume in ein Gleichgewicht zu bringen, das zu einem optimalen Blatt-Fruchtverhältnis führt und somit zu einem schwachwachsenden und regelmäßig fruchttragenden Baum.
Der Klimawandel hat bereits Auswirkungen auf den hessischen Obstanbau. Die Häufigkeit der Unwetterereignisse nimmt zu und somit auch Schäden und Ernteausfälle. Es kommt regelmäßig zu extremen Trockenperioden oder Starkregenereignissen – beides hat Folgen für die Qualitäten des Obstes.
Dem entgegenzuwirken, stellt die Betriebe vor große Herausforderungen. Sie müssen in Beregnung, Hagelschutz oder Einnetzungen zum Schutz vor invasiven neuen Schädlingen investieren. Es wird auch über andere, an die neuen Bedingungen angepassten Kulturen nachgedacht, die allerdings nur sehr vereinzelt im Markt zu etablieren sind.